Barvalo
Roma, Sinti, "Voyageurs"...
Mucem, J4—
Niveau 2
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From Mittwoch 10 Mai 2023 to Montag 4 September 2023
Die Ausstellung hat die Geschichte und die Kulturen der Roma-Bevölkerung in Europa zum Thema. Sie befasst sich auch mit dem Antiziganismus, gegen den Roma-Bevölkerungen seit einem Jahrtausend kämpfen.
„Barvalo“ bedeutet auf Romani „reich“ und im erweiterten Sinne „stolz“ und hat die Geschichte und die Diversität der Sinti und Roma in Europa zum Thema. Die Ausstellung befasst sich auch mit dem Phänomen des Antiziganismus, gegen den die oftmals weiterhin als „Zigeuner“ bezeichneten Menschen seit einem Jahrtausend kämpfen. Sie wird von einem Team aus neunzehn Roma, Sinti, Manusch, Gitano, Voyageurs und Nicht-Roma unterschiedlicher Nationalitäten und Profilen kollaborativ gestaltet. Die Arbeit am Projekt wurde im Jahr 2018 von ihnen aufgenommen.
„Barvalo“ besteht aus zwei Teilen. Die Ausstellung geht zum Beginn des zweiten Jahrtausends und zu den ersten Zeugnissen der Ankunft der Sinti und Roma in Europa zurück und beleuchtet die Triebkräfte, durch die die Verfolgung dieser Gruppen, die im Holocaust gipfelte, entstand und andauert. Weiter soll die Rolle stereotyper Darstellungen in Kultur und Folklore aufgeklärt werden. Parallel dazu lernt die Besucherin die vielfältigen künstlerischen und kulturellen Ausdrucksweisen der Sinti und Roma kennen, beispielswiese ihre gemeinsame Sprache, das Romani, und die Art und Weise, wie sie angesichts der ihnen widerfahrenen Unterdrückung in der Vergangenheit und heute handeln und um ihre Rechte kämpfen.
Der zweite Teil beschäftigt sich mit kontrastierenden Perspektiven auf die Begriffe der Zugehörigkeit und Identität, indem er den Blick der Besucherin anhand der Installation „Le musée du gadjo“ des Künstlers Gabi Jimenez umkehrt. In der Installation entwickelt Jimenez die Gadjologie, eine imaginäre und parodistische Wissenschaft des Anderen aus der Sicht der Sinti und Roma. Dieser Raum nimmt die Form eines Dioramas an, das der „Gadjo-Kultur“ gewidmet ist, und enthüllt so die Absurdität der Essentialisierung des Anderen, wenn sie auf die Spitze getrieben wird. Der Raum hinterfragt die Rolle ethnologischer Museen als Ort der „Wahrheit“.
Zum Schluss der Ausstellung zeugt eine Porträtgalerie mit berühmten und weniger bekannten Persönlichkeiten vom Reichtum der Kulturen der Sinti und Roma und von ihrem Stolz, zur kulturellen Vielfalt der europäischen Gesellschaften beizutragen, und bekräftigt laut und deutlich: „Barvalo!".
Besuchende werden virtuell von vier „Guides“ begleitet, die vier verschiedenen Gruppen angehören. Ihre persönlichen und familiären Geschichten finden durch die Einbettung in die unterschiedlichen Ausstellungsteile Resonanz in einer größeren, gemeinsamen europäischen Geschichte.
In jedem Ausstellungsteil werden Werke von Nicht-Roma-Künstlern neben denen von zeitgenössischen Roma-Bildhauerinnen, -Fotografen und -Malerinnen gezeigt. So legen die Vertreter dieser Minderheiten ihre eigene Sicht auf zehn Jahrhunderte ihrer Anwesenheit in Europa und der Bekräftigung ihrer Identität dar. Die Ausstellung führt über 200 Werke und Dokumente aus öffentlichen und privaten, französischen und europäischen Sammlungen an einem Ort zusammen, darunter des Musée du Louvre, des Musée National d'Histoire Naturelle in Paris, des Ethnografischen Museums der Stadt Genf, der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, desMusée Nicéphore Niepce in Chalon-sur-Saône, der Archives Départementales Bouches-du-Rhône, der Stadtarchiven von Marseille, der Mediathek Mateo Maximoff, des Museums von Grenoble, desNationalmuseum für rumänische Geschichte und der Nationalarchiven Rumäniens, der Kai Dikhas Stiftung und des European Roma Institute for Arts and Culture in Berlin, des Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma in Heidelberg und des Muzeum Romske Kultury in Brünn. Zu einem großen Teil sind auch Werke aus den Sammlungen des Mucem zu sehen.
Ko-Kuratoren:
Julia Ferloni, Konservatorin des Kulturerbes, Leiterin des Pols "Handwerk, Handel und Industrie", Mucem
Anna Mirga-Kruszelnicka, stellvertretende Direktorin des Eriac - European Roma Institute for Arts and Culture (Berlin).
Jonah Steinberg, Außerordentlicher Professor für Anthropologie und Direktor für globale Studien, Universität Vermont (USA)
Assoziierte Kuratorinnen :
Françoise Dallemagne, Beauftragte für Sammlungen und Forschung, Mucem
Alina Maggiore, CIFRE-Forscherin am Mucem, Doktorandin in Sozialanthropologie, Universität Aix-Marseille /Universität Freiburg
Expertinnenkomitee :
William Acker, Jurist, Generaldelegierter der Association Nationale des Gens du Voyage Citoyens (ANGVC) (Nationale Vereinigung der Gens du Voyage und Bürger)
Yahya Al-Abdullah, Doktorand in Sozialanthropologie, EHESS Paris.
Nelly Debart, Schaustellerin, Vorsitzende der ANGVC und Mitglied des Beratungsgremiums für Gens du Voyage.
Bénédicte Florin, Professorin für Geografie, Team Arabische Welt und Mittelmeerraum (EMAM), Labor CITERES, Universität Tours.
Lise Foisneau, Anthropologin, Forschungsbeauftragte am CNRS
Pascal Garret, Fotograf und Soziologe, Tours
Caroline Godard, Projektbeauftragte, Verein "Rencontres Tsiganes", Marseille
Gabi Jimenez, Bildender Künstler und Mitglied der ADVOG
Timea Junghaus, Kunsthistorikerin, Leiterin des ERIAC, Berlin
Jean-Pierre Liégeois, Soziologe, Honorarprofessor und Direktor (1979/2003) Roma Research Center der Universität Paris-Descartes, Berater des Europarats.
Valentin Merlin, freiberuflicher Fotograf
Cristian Padure, Linguist, Dozent und Forscher an der Universität Bukarest
Santino Spinelli, Musiker, Komponist und Dozent an der Universität Chieti
Sasha Zanko, Zinngießer, Vorsitzender des Vereins "Tchatchipen" und Delegierter des European Roma and Travellers Forum
Szenografie : bGc studio, Iva Berthon Gajšak, Giovanna Comana, Clara Launay
Grafiker : Fabrice Petithuguenin
- Eriac
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Eriac ist eine gemeinsame Initiative des Europarats, der Open Society Foundations (OSF) und der Allianz für das Europäische Roma-Institut, das 2017 gegründet wurde und seinen Sitz in Berlin, Deutschland, hat. Eriac hat ein einzigartiges Mandat als erste transnationale Organisation zur Anerkennung der Kunst und Kultur der Roma. Eriac bekämpft negative Vorurteile gegenüber Roma mithilfe von Kunst, Kultur und Medien. Sie verbreitet ein positives Bild und Wissen über die Roma in einem Prozess des Dialogs, des gegenseitigen Respekts und des Verständnisses. Das Institut fungiert als transnationales Kreativzentrum, das den Austausch kreativer Ideen über Grenzen, kulturelle Bereiche und Roma-Identitäten hinweg unterstützt. Eriac hebt die zahlreichen und vielgestaltigen Beiträge der Roma zur europäischen Kultur hervor und dokumentiert die historischen Erfahrungen der Roma in ganz Europa.
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