• Parure pectorale : Paire de fibules [tizerzaï] et chaîne, dites fibules du « bélier ». Ihahen, région d’Essaouira. Fin XIXème – début XXème siècle. Argent. 17 x 14 cm ; largeur totale : 103 cm. Musée Pierre Bergé des arts berbères – Fondation Jardin Majorelle, Marrakech. © Musée Pierre Bergé des arts berbères – Fondation Jardin Majorelle, Marrakech ; photo : Nicolas Mathéus
    Parure pectorale : Paire de fibules [tizerzaï] et chaîne, dites fibules du « bélier ». Ihahen, région d’Essaouira. Fin XIXème – début XXème siècle. Argent. 17 x 14 cm ; largeur totale : 103 cm. Musée Pierre Bergé des arts berbères – Fondation Jardin Majorelle, Marrakech. © Musée Pierre Bergé des arts berbères – Fondation Jardin Majorelle, Marrakech ; photo : Nicolas Mathéus

Amazighes (Amazighen) Cycles, parures, motifs (Zyklen, Ornamente, Motive)


Mucem, fort Saint-Jean— Bâtiment Georges Henri Rivière (GHR)
| From Mittwoch 30 April 2025 to Sonntag 2 November 2025

Das Volk der Amazighen, die aus unterschiedlichen Gegenden stammen – ein Thema, über das Wissenschaftler auch heute noch diskutieren – hat sich seit der Jungsteinzeit über ein riesiges Gebiet verbreitet, das von Ägypten bis Marokko und sogar bis zu den Kanarischen Inseln reicht und den Nordens von Niger, Mali und Mauretanien einschließt. Ihre traditionelle Sprache ist das Tamazight, die gemeinsame Schrift nennt sich Tifanagh.

In der Welt der Amazighen ist Verzierung mit einer Bedeutung von Schutz und ewiger Wiederkehr verbunden. Der Akt des Schmückens, Verzierens oder Ankleidens definiert den Status und die Identität einer Gruppe. Ornamente, Weberei oder Keramik sind weit davon entfernt, einfache Accessoires zu sein, sie sind essenziell für diese Volksgruppe und stellen eine Art physischen oder magischen Filter dar, ein komplettes System zum Schutz des Körpers, des häuslichen Raums und des sozialen Raums im weiteren Sinne. Auf tätowierten Körpern bis hin zu Schmuck, Haushaltsgegenständen, Schleiern, Vorhängen, Wänden oder Türen eines Hauses finden wir die gleichen Motive, Formen und Symbole. Diese Elemente sind nicht nur Dekoration, sondern erfüllen drei Funktionen: eine ästhetische, eine therapeutische und eine schützende. Darüber hinaus fungieren sie als soziale und geschlechtsspezifische Kennzeichnungen. Einige Grenzen des sozialen Raumes der Amazigh sind auf unterschiedliche Weise klar definiert: durch Worte, Verhaltensweisen, figurative Darstellungen und spezifische Rituale rund um Schwellen und Türen eines Hauses, die die Grenze zwischen der Außenwelt und dem, traditionell den Frauen vorbehaltenen, häuslichen Herd markieren.

Laut den ersten bekannten Mythen baut die Kultur der Amazighen auf dem Matriarchat auf: Die Ausstellung wird mit den Gründungsfiguren der Muttergöttinnen eröffnet, die symbolisch mit dem Kreis verbunden sind, dem Emblem der Fruchtbarkeit und des Schutzes. Die Ausstellung wird die Begriffe der Türschwelle und der Schutzkreise erforschen, die für die Amazigh-Kultur von zentraler Bedeutung sind, und sich mit Objekten, Oberflächen, Formen und Zeichen befassen, die sie materiell verkörpern: abstrakte, geometrische, aber auch figurative Motive (Schildkröte, Fisch, Frosch, Ähre, Auge, anthropomorphe Figur usw.).
Besonderes Augenmerk wird auf die zyklische Dimension der Natur (der Mond, die Rückkehr des Frühlings, die Ernten) in Verbindung mit den Gesten und dem Wissen der Frauen (Keramik, Weben, Färben mit Henna, Flechten, Tätowierungen) und dem der Männer gelegt. Letztere waren traditionell für die Goldschmiedearbeiten verantwortlich.

Diese Ausstellung ist zudem eine Gelegenheit, über das Konzept des „Berberdaseins“ und die zeitgenössische Weitergabe und Verbreitung dieses Erbes innerhalb der großen Amazigh-Diaspora zu hinterfragen, sowohl im Bereich des künstlerischen Schaffens als auch dem der Kulturen. Zudem wird das Thema der Wertschätzung und manchmal der kulturellen Adaption angesprochen, die dieses Erbe/diese Verbindung heutzutage erfahren kann.

Es werden etwa 150 Objekte und Werke aus dem 19. Jahrhundert bis heute zu sehen sein, zusammen mit einigen archäologischen Funden. Darunter: Schmuck, Keramik, Textilien, Geflechte, Skulpturen, Utensilien, Fotografien, Videos, Installationen und Archive. Die Werke stammen hauptsächlich aus den Sammlungen des Musée Pierre Bergé des Arts Berbères der Fondation Jardin Majorelle in Marrakesch und des Mucem, aber auch aus öffentlichen und privaten Sammlungen der Kanarischen Inseln, Marokkos und Frankreichs sowie von zeitgenössischen Künstlern.

Kuratoren :  
Salima Naji, DPLG-Architektin und Doktor der Anthropologie
Alexis Sornin, Direktor der Museen Yves Saint Laurent Marrakech und des Pierre Bergé des Arts Berbères

Die Ausstellung wurde in Zusammenarbeit mit der Fondation Jardin Majorelle und dem Museum Pierre Bergé des Arts Berbères in Marrakesch konzipiert.